Was haben ein Kugelschreiber 🖊️-Emoji, ein Holztür🚪-Emoji und der Song “L’amour toujours” von Gigi D’Agostino gemeinsam?
Auf den ersten Blick nichts. Doch sie alle werden von Rechten genutzt, um ihr Gedankengut zum Ausdruck zu bringen. Symbole und Lieder, die man auf den ersten Blick nicht damit in Verbindungen bringen würde. Ein geheimer Code, der oft unbemerkt bleibt.
Seitdem das Sylt-Video im Mai 2024 im Netz viral ging, wissen wir, dass dies kein Zufall war. Denn das Lied und viele scheinbar harmlose Symbole wurden schon zuvor an anderer Stelle für rechte Zwecke missbraucht. Dieser Trend hat weitreichende Folgen für die digitale Kommunikation.
Immer wieder tauchen neue Symbole auf, die missbraucht werden. Es gibt keine zentrale Liste, die alle Symbole aufzeigt, und es ist eine Herausforderung, immer auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Daher habe ich einen Aufruf auf LinkedIn gestartet, um die wichtigsten Quellen und Diskussionspunkte zu dem Thema zu sammeln. Sie wollen was ergänzen? Schreiben Sie mich gerne an.
In diesem Beitrag gebe ich einen Überblick über einige der Symbole und verlinke zu den wichtigsten Quellen mit ausführlichen Listen. Zudem gebe ich Handlungsempfehlungen für den Umgang mit diesen Symbolen im Community Management. Hierbei kommen auch die kontroversen Diskussionen im LinkedIn-Beitrag zur Sprache. Anschließend gehe ich auf die Entwicklung und Verbreitung des Songs „L’amour toujours“ ein, der exemplarisch für den Missbrauch von Liedern durch Rechte steht.
Geheime Codes: Wie Emojis zweckentfremdet werden
Im Folgenden finden Sie einige der Emojis und ihre Erklärungen. Eine Liste mit weiterführenden Links und den Quellen finden Sie anschließend.
💙 Blaues Herz: Ein Erkennungszeichen für die AfD und ihre Anhänger, weil Blau die offizielle Farbe der Partei ist. Aber auch andere rechte Gruppen verwenden das blaue Herz gerne.
⚫️ ⚪️ 🔴 Schwarz, Weiß und Rot, als Herzen oder in anderen Symbol-Kombinationen: Die Farben der Flagge des Deutschen Reiches sind nicht nur als Emojis, sondern auch auf Merchandise und Kleidung beliebt. Die Flagge ist bei Rechten und Rechtsextremen ein gern genutztes Symbol.
🙋 Winkende Person: Ein winkendes Emoticon kann als Alternative oder Symbol für den Hitlergruß verwendet werden.
🥝 Kiwi: Eigentlich ein ganz harmloses Obst, das zuletzt aber vermehrt von transfeindlichen Gruppen als Erkennungssymbol genutzt wird. Hintergrund ist die Arbeit einer Professorin, welche die Kiwi als vermeintlichen Beweis für eine binäre Geschlechtereinteilung genutzt hat. Die Symbolreihenfolge 💚🤍💜 sind die Farben der Frauenrechtsbewegung, werden jedoch auch in verschiedenen Kontexten für transfeindliche Hintergründe genutzt.
🧛 Vampir: Der Vampir als „Blutsauger“ ist ein antisemitistischer Stereotyp. Der Vampir wird deshalb gerne von Rechten und Rechtsextremen genutzt.
🐑 Schaf: Steht für Schlafschafe, gemeint sind Personen, die Politik und Medien nicht fundamental misstrauen bzw. nicht an Verschwörungstheorien glauben.
👌🥛Milch und Finger: Steht für “Weiße Vorherrschaft”.
🐸 Frosch: Dient als rassistisches Hasssymbol und Ersatz für “Pepe den Frosch”, das Maskottchen der “Alt-Right-Bewegung”.
🖊 Kugelschreiber: Dieser geheime Code ist eine Holocaust-Leugnung. Er bezieht sich auf eine Untersuchung aus den 1980er Jahren, bei der in den Tagebüchern von Anne Frank Notizen mit Kugelschreibern gefunden wurden, obwohl es diese als Massenware zu ihrer Zeit noch nicht gab. Verschwörungstheoretiker glauben, damit den Beweis gefunden zu haben, dass die Tagebücher gefälscht sind.
❌ Kreuz: Wird anstelle eines Hakenkreuzes benutzt.
🤡 Clown: Dieses Symbol markiert die Welt als “Clown-World”. Bezeichnet Politik, die nicht rechtsextrem ist, als von “Clowns” gemacht wird und damit als unsinnig gilt.
⚡️⚡️ Zwei Blitze: Verweis auf die doppelte Sigrune, das Zeichen der Schutzstaffel („SS“). Das Symbol beziehungsweise Logo selbst ist in Deutschland verboten.
🚪Holztür: Wird genutzt um zu kommentieren, dass es in Auschwitz keine Gaskammern gegeben haben kann. Sie nutzen dafür Gaskammern mit Holztüren. Diese können jedoch weder Gas noch Menschenmengen halten.
Die aufgezeigten Symbole sind nur ein Auszug. Mehr Informationen finden Sie auf den folgenden Seiten.
Linkliste und Quellen
- Campact e.V. bietet auf dieser Seite: So erkennst Du geheime Codes von Rechtsextremen online eine sehr aufschlussreiche Übersicht über verschiedene Emoij’s wie das blaue Herz, die winkende Person und die schwarz weiß roten Punkte. Zudem werden Phrasen und Zahlen mit bestimmten Bedeutungen aufgeführt.
- Fashion against facism hat die nach eigenen Aussagen “größte Online-Datenbank gegen Nazi Codes”. Ziel ist es rechtsextreme Symbole und Codes in Online Shops leichter ausfindig zu machen: Fashion against facism.
- Die Anti Defamation League bietet eine Liste, spezifisch für den englischsprachigen Raum: Hate Symbol Database.
- NinANRW zeigt eine Übersicht mit verschiedenen Codes und Symbolen: Neue Wege raus aus der rechten Szene. Auch die Bayrische Informationsstelle gegen Extremismus bietete eine Übersichtsliste an: Gemeinsam gegen Extremismus
- Die ARD klärt zum Erkennen von Emojis im Rechtsextremismus auf: Wie du Rechtsextremismus auf Social Media erkennst. Auch der Podcast “Extrem rechts – Der Hass-Händler und der Staat” beschäftigt sich mit diesem Thema.
- Marc Raschke beschreibt die Bedeutung des Kugelschreiber- und des Holztür-Emojis: Wusstet Ihr, dass ein bloßer #Kugelschreiber 🖊️ -Emoji als Kommentar in gewissen Zusammenhängen ein Hinweis auf Holocaust-Leugnung sein kann?
- Zudem stellt Marc Raschke den Tiktok Account von Susi Siegert vor. Sie arbeitet Holocaust-Verbrechen und -Verharmlosungen auf und erklärt auch, woher die Verschwörungstheorie mit den Kugelschreibern stammt: Wieso ist „Kugelschreiber“ ein rechter Code und was hat Anne Frank damit zu tun?!
- Die Verwendung der Herzkombination 💚🤍💜 zeigt Daniela Schubert in diesem Kommentar auf: Herzreihenfolge grün weiß lila Susi Siegert erklärt auch das Symbol der Kiwi: Falls ihr euch auch schon mal gefragt habt, was die 🥝-Emojis in Profilen und Kommentaren bedeuten sollen. Und AC Lio Neuber weist auf den Begriff der kiwifarms und deren Bedeutung hin.
Vielen Dank an Mart Kühnemund und AC Lio Neuber für die Hinweise zu Fashion against facism, die Anti Defamation League und NinANRW.
Die Bedeutung für unsere Kommunikation: Nutzen oder vermeiden?
Wie sollen wir nun mit diesen Symbolen umgehen, die von rechten Gruppen missbraucht werden? Sollen wir sie gar nicht mehr oder jetzt erst recht verwenden? Viele dieser Symbole sind Teil unseres Alltags. Diese Frage wurde auch in den Diskussionen unter meinem LinkedIn-Beitrag intensiv debattiert.
Gerade das blaue Herz wurde in der Diskussion als Ausdruck der Liebe zum Meer und zur Küste, als Vereins- und Unternehmensfarbe oder als Lieblingsfarbe genannt. Doch wie geht man nun damit um? Soll man diese Symbole künftig meiden und nicht mehr in der Kommunikation verwenden?
Kontext, Kontext, Kontext – Die Deutungshoheit nicht den Rechten überlassen
Es ist wichtig, die Bedeutung der Symbole zu kennen und den Kontext zu berücksichtigen, in dem sie verwendet werden. Besonders im Community Management müssen wir uns bewusst sein, wie und wo diese Symbole missbraucht werden.
Dennoch: Wir sollten die Deutungshoheit über diese Symbole nicht den Rechten überlassen. Alltägliche Symbole sollten wir weiterhin verwenden. Die meisten Menschen sind sich der doppelten Bedeutung dieser Symbole nicht bewusst. Für uns im Community Management ist es entscheidend, diese Bedeutungen zu kennen und zu verstehen, damit wir angemessen reagieren und den Kontext richtig einordnen können.
Bei spezifischeren Symbolen, wie zum Beispiel der Zahl 88, die stark mit rechtsextremen Bedeutungen verknüpft ist, sieht die Situation anders aus. Hier ist es umso wichtiger, die spezifische Nutzung zu betrachten. Die Zahlenkombination sollte nicht einfach mal so nebenbei genutzt werden. Doch als Sitzplatznummer gibt es auch hier ganz reguläre Anwendungsfälle. Auch hier ist der Kontext entscheidend.
Sensibler Umgang und Bewusstsein
Ein sensibler Umgang und das Bewusstsein für die Bedeutungen dieser Symbole sind entscheidend. Wir sollten uns nicht für die Zwecke der Rechten vereinnahmen lassen. Es ist wichtig, zwischen Kommunikation mit guter Absicht und dem absichtlichen Missbrauch der Symbole, besonders in sozialen Netzwerken, zu unterscheiden. Zu welchem Thema wird gerade diskutiert? Welcher Tag ist gerade und welche öffentlichkeitswirksamen Events finden gerade statt? Muss es genau dieses Symbol sein oder wäre auch ein anderes möglich?
Auch wenn Symbole nicht absichtlich missbraucht werden, kann ihre Verwendung Auswirkungen auf Menschen haben, die sie anders deuten. Ein Symbol, das für die meisten Menschen harmlos erscheint, kann bei Betroffenen negative Assoziationen wecken und Unbehagen auslösen. Nur durch ein tiefes Verständnis der Symbolik können wir sicherstellen, dass unsere Kommunikation respektvoll und inklusiv bleibt.
Der richtige Umgang mit Symbolen
Wir sollten diese Symbole nicht generell verurteilen und aus unserem Alltag verbannen. Vielmehr geht es darum, sich ihrer möglichen Bedeutungen in bestimmten Situationen bewusst zu sein und entsprechend zu handeln. Manche Symbole werden vielleicht nur temporär von rechten Gruppen genutzt, andere könnten langfristig belastet sein. Da ständig neue Symbole hinzukommen und sich alte Bedeutungen ändern können, ist es wichtig, immer aufmerksam zu sein und sich zu informieren. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen sowie die Nutzung von Ressourcen wie Datenbanken und Expertennetzwerken können dabei helfen, auf dem Laufenden zu bleiben.
Letztendlich gibt es keinen universell richtigen Weg, sondern es hängt immer von der spezifischen Situation ab. Als Community Manager sollten wir uns der Bedeutung von Symbolen und ihrer möglichen Missbrauchsformen bewusst sein, ohne den Rechten die Deutungshoheit zu überlassen. Dies erfordert Achtsamkeit, Sensibilität und ein ständiges Überprüfen der Nutzung von Symbolen in unserer täglichen Arbeit.
Umgang mit Symbolen: Anregungen aus der LinkedIn-Diskussion
Es ist wichtig, die Nutzung von Symbolen in unserer täglichen Arbeit kontinuierlich zu überprüfen. Anbei einige der Empfehlungen aus der Diskussion auf LinkedIn:
Falk Hedemann: “Ich würde die Symbole in zwei Kategorien einteilen:
1. Symbole, die so eindeutig sind, dass sie nicht mehr verwendet werden. Beispiele dafür sind die Zahlen 88 und 18, die für die Buchstaben des Alphabets (A und H) stehen.
2. Symbole, die einen bestimmten Kontext benötigen, um als rechte Symbolik zu wirken. Hier würde ich zum Beispiel das Frosch-Emoji einordnen.
Grundsätzlich sollten wir in der inhaltsgetriebenen Kommunikation sehr sensibel für zweckentfremdete Symbolik sein. Wenn wir das nicht tun, kann das der Außenwahrnehmung empfindlich schaden.
Wichtig ist daher die aktive Pflege von Redaktionsrichtlinien, in denen der Umgang mit solchen Symbolen für alle an der Kommunikation Beteiligten klar geregelt ist.
Darüber hinaus empfehle ich immer, den Kontext der eigenen Inhalte so zu gestalten, dass Interpretationen in die rechte Richtung möglichst unwahrscheinlich werden. Dazu gehört für mich unter anderem der Verzicht auf eine militarisierte Sprache. Und natürlich angemessene Reaktionen im Community Management, wenn rechte Symbolik in Kommentaren auftaucht.”
AC Lio Neuber: “Ich denke es geht um das jeweilige Symbol und den Kontext. Kiwis aufs eigene Profilbild setzen: No Go weil das transfeindliche Menschen genau so als Erkennungszeichen nutzen und es eher als Erkennungszeichen gedeutet werden könnte. Kiwis zusammen mit 🍇🫐🥥🍌🍍🥭🍊🥝🍑🍎🍓🍒 als Symbol für Obstsalat, völlig andere Frage.
Der Frosch im Kontext von Regenbogen-Fahnen würde vermutlich als Hasssymbol gedeutet. Der Frosch im Kontext von Werbung für einen Teich ganz bestimmt nicht.
Ich würde es weder weniger, noch erst recht mehr benutzen. Sondern wichtig ist dass man sie kennt und sich überlegt, ob sie in dem jeweiligen Kontext missverständlich sein könnten, in dem man sie benutzt”
Tom Klein: “Wer im digitalen Raum Kommunikation verstehen und selbst auch richtig verstanden werden will, muss die unterschiedlichen Kommunikationsrahmen verstehen. Das ist aber gar nicht immer so einfach. Emojis & Co. sind als Codes elementarer Teil von digitaler Kommunikation und hochgradig kontextabhängig sowie communityspezifisch. Was heißt das?
Personen, die den Kontext oder die Gepflogenheiten einer bestimmten Community nicht kennen, verstehen die Bedeutungen und damit die Codes dieser (Sprach-)Bilder nicht. Emojis (wie aus dem Beispiel hier) sind bildliche Analogien, etwa zu Begriffen wie „Goldstücke“, die abwertend (und rassistisch) für Geflüchtete verwendet werden.
Daher ist es wichtig, diese Codes zu kennen und auch entschlüsseln zu können. Ansonsten besteht die Gefahr, aus Versehen falsche Signale zu senden.
Nicht nur Community-Manager*innen sollten das auf dem Schirm haben; gerade für sie ist es aber enorm wichtig, um nicht unbeabsichtigt (unpassende) Emojis an der falschen Stelle zu nutzen. Denn das hat idR Konsequenzen.”
Klaus Janowitz weist in diesem Zusammenhang auch auf seine Buch-Rezension hin: Was Populisten wollen und Daniela Schubert geht in einem Blogbeitrag darauf ein, warum Emojis grundsätzlich nur spärlich eingesetzt werden sollten. Denn diese sind nicht barrierefrei: Warum Emoticons, Emojis, Smileys und GIFs ein Problem mit der Barrierefreiheit haben
Empfehlungen fürs Community Management
Um den Umgang mit missbrauchten Symbolen im Community Management effektiv zu gestalten, sind einige Maßnahmen und Strategien besonders wichtig. Hier sind meine Empfehlungen:
Sensibilisierung fürs Thema: Halten Sie sich stets über Symbole auf dem Laufenden, die von rechten Gruppen missbraucht werden könnten. Informieren Sie Ihr Team regelmäßig über neue Entwicklungen und stellen Sie sicher, dass alle Mitglieder für das Thema sensibilisiert sind.
Klare Richtlinien festlegen: Legen Sie im Team klare Richtlinien fest, wie mit diesen Symbolen umgegangen werden soll. Überlegen Sie gemeinsam, wie Sie auf problematische Verwendungen reagieren wollen, und besprechen Sie auftretende Probleme offen im Team.
Schulungen und Workshops: Schulen Sie Ihr Community Management-Team regelmäßig, um sicherzustellen, dass alle Mitglieder die Bedeutung der Symbole und den Kontext ihres Missbrauchs verstehen. Nutzen Sie dafür externe Schulungen und Workshops, um das Wissen Ihres Teams zu vertiefen.
In diesen Schulungen lernen die Teilnehmenden nicht nur, problematische Symbole zu erkennen, sondern auch, wie sie in konkreten Situationen damit umgehen können. Durch praxisnahe Übungen und Fallbeispiele werden Strategien vermittelt, um angemessen auf Kommentare und Beiträge zu reagieren, die missbräuchliche Symbolik enthalten. So wird Ihr Team optimal vorbereitet, um souverän und professionell mit derartigen Herausforderungen umzugehen.
Eine Übersicht meiner Schulungen finden Sie hier: Workshops
Austausch fördern: Diskutieren Sie offen über die Bedeutung von Symbolen und deren potenziellen Missbrauch. Fördern Sie den Austausch innerhalb Ihres Teams und der Zielgruppe, um ein Bewusstsein für diese Themen zu schaffen.
Umgang mit Hass im Netz: Ich habe eine umfassende Liste mit Initiativen und Ressourcen zum Umgang mit Hass im Netz zusammengestellt. Werfen Sie einen Blick darauf, um sich besser auf den Umgang mit missbräuchlicher Symbolik und Hassrede im Internet vorzubereiten: HateSpeech: Informieren und engagieren Sie sich gegen Hass im Netz
Von der Tanzfläche zur Ideologie: Wie ein Lied zur Propaganda wurde
Der Partysong „L’amour toujours“ von Gigi D’Agostino, einst ein harmloser Hit, ist von rechten Gruppen als Propaganda-Instrument missbraucht worden. Dies zeigt sich deutlich in einem viralen Video von Sylt aus dem Mai 2024, in dem Feiernde rassistische Parolen zur Melodie des Songs skandieren. Die folgende Zusammenfassung basiert auf einem Beitrag der Amadeu Antonio Stiftung.
Die bewusste Nutzung des Songs durch AfD, Neonazis und andere rechtsextreme Gruppen dient der rechtsextremen Metapolitik, die darauf abzielt, rassistische Ideen in die alltägliche Lebenswelt zu integrieren. Diese Strategie verankert sich direkt im Alltag der Menschen, fernab von politischen Arenen, und gelangt über soziale Netzwerke in die Köpfe der Menschen. Bereits wenige Töne des Liedes reichen aus, um rassistische Entgleisungen zu provozieren.
Solche Videos verbreiten sich besonders schnell auf Plattformen wie TikTok, wo eingängige Melodien und populäre Songs genutzt werden, um rassistische Inhalte zu verbreiten. Diese Art der Verbreitung führt dazu, dass Rassismus als harmloser Spaß oder Provokation dargestellt wird und so eine größere Reichweite erzielt. Laut der Stiftung wird dieser Trend von Rechtsextremen bewusst vorangetrieben, um Volksverhetzung zu verharmlosen und zum Massenphänomen zu machen.
Die Amadeu Antonio Stiftung warnt, dass der Song zur Chiffre für rechtsextremes Gedankengut wird und befürchtet eine weitere Verbreitung, insbesondere im Zusammenhang mit der Fußball-EM. Sie betont, dass solche Entwicklungen nicht von selbst enden und fordert eine breite gesellschaftliche Ächtung sowie Zivilcourage, um diesem Trend entgegenzuwirken und das Problem des Rassismus in Deutschland anzugehen.
Den vollständigen Artikel finden Sie auf der Website der Amadeu Antonio Stiftung: Sylt war nicht der Anfang: Wie ein Partysong zur Betriebsanleitung für Rassismus wird. Die Zeit und Funk haben das Thema grafisch aufbereitet.
Die Macht des Einzelnen
In einem Video, das auf LinkedIn geteilt wurde, spricht der Trainer und Vorsitzende der Hamburg Huskies, einem American-Football-Team, mit seinen Spielern über das Thema Rassismus. Er fragt seine Spieler, ob jemand das Video von Sylt lustig fand. Der Trainer betont, wie wichtig es ist, gegen solche Vorfälle aufzustehen und Position zu beziehen. Er nennt zwei Möglichkeiten, wie jeder Einzelne aktiv werden kann:
- Zivilcourage zeigen: Er erklärt, wie wichtig es ist, im Alltag Stellung zu beziehen und sich gegen Rassismus zu wehren. Es geht darum, sich nicht wegzuducken, sondern klar und deutlich gegen solche Vorfälle zu positionieren.
- Wahlen nutzen: Darüber hinaus betont er die Bedeutung, an Wahlen teilzunehmen und seine Stimme abzugeben. Durch Wahlen kann jeder dazu beitragen, dass rassistische und rechtsextreme Parteien weniger Einfluss gewinnen.
Vielen Dank an Andreas Gschaider für das Teilen des Videos.
Die subtile Verbreitung rechter Ideologien in sozialen Netzwerken
In der Diskussion über die Verbreitung rechtsextremer Symbole in sozialen Netzwerken ist es wichtig, die allgemeinen Strategien rechtsextremer Gruppen in diesen Medien genauer zu betrachten. Die Tagesschau und der Spiegel zeigen in ihren Beiträgen eindrücklich auf, wie die sozialen Netzwerke genutzt werden, um rechte Ideologien unterschwellig zu verbreiten, indem zum Beispiel T-Shirts mit Aufdrucken getragen werden, während im Video ganz andere Themen im Vordergrund stehen:
- Rechtsextreme Influencer auf Social Media: Was Eltern über TikTok wissen müssen
Diese Beiträge verdeutlichen, wie rechtsextreme Influencer die Funktionsweise von Plattformen wie TikTok ausnutzen, um ihre Ideologien zu verbreiten. Durch scheinbar harmlose Videos, die auf den ersten Blick keine extremistischen Inhalte zeigen, gelingt es ihnen, eine breite Zielgruppe anzusprechen und ihre Botschaften subtil zu platzieren. Dabei nutzen sie Symbole und Codes, die für Uneingeweihte oft schwer zu entschlüsseln sind.
Besonders besorgniserregend ist, dass sich diese Taktik oft an junge Menschen richtet, die mit den Mechanismen sozialer Medien aufwachsen und besonders empfänglich für solche unterschwelligen Botschaften sein können.
Fazit: Den rechten Ideologien entgegenwirken
Der Missbrauch verschiedener, oft alltäglicher, Symbole durch rechtsextreme Gruppen zeigt, wie wichtig es ist, die Strategien und Taktiken dieser Gruppen zu verstehen. Sie nutzen die Möglichkeiten sozialer Netzwerke, um ihre Ideologien subtil zu verbreiten und eine breite Zielgruppe anzusprechen.
Für das Community Management bedeutet dies, besonders wachsam zu sein und sich mit den Bedeutungen verschiedener Symbole und Codes auseinanderzusetzen. Nur so können problematische Inhalte erkannt und entsprechend darauf reagiert werden.
Gleichzeitig müssen wir als Gesellschaft Wege finden, Nutzer:innen für diese Gefahren zu sensibilisieren und ihre Medienkompetenz zu stärken. Egal, welchen Alters. Auch Plattformbetreiber stehen in der Verantwortung, konsequent gegen die Verbreitung von Hass und Extremismus vorzugehen.
Der Kampf gegen Rechtsextremismus in sozialen Netzwerken erfordert die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Nur wenn wir die Strategien der extremen Rechten verstehen und gemeinsam dagegen vorgehen, können wir verhindern, dass harmlos wirkende Symbole zu Werkzeugen der Ausgrenzung und des Hasses werden. Es liegt an uns allen, wachsam zu bleiben und entschlossen für eine offene, tolerante Gesellschaft einzutreten – online wie offline. Denn die Macht der Symbole darf nicht unterschätzt werden.
Die haben Fragen oder brauchen Unterstützung? Dann melden Sie sich gerne bei mir: Kontakt