Arbeiten im Home Office. Für einige ganz normal. Andere wurden vor zwei Wochen ins kalte Wasser geworfen.
Doch wie bleibt man in dieser Zeit mit den Kollegen vernetzt? Einige Unternehmen wie Bosch oder Daimler arbeiten schon seit Jahren erfolgreich mit internen Communitys. Nachlesen kann man das zum Beispiel beim Bundesverband Community Management, dort beschreibt Achim Brück eindrucksvoll: Community Management bei Daimler: Tranformer für 300.000
Doch interne Communitys sind in Deutschland eine Seltenheit. Wie wird aus der physischen Distanz kein isoliertes Arbeiten? Ihre besten Tipps und Strategien, um auch von zu Hause motiviert mit den Kollegen gemeinsam zu arbeiten, teilen Simone Orgel, Christoph Weltmann, Mavie John, Tom Noeding und Annika Lyndgrun.
Simone Orgel ist freiberufliche Digitalstrategin und seit ihrer Gründung vor zwei Jahren ist sie es gewohnt auch von zu Hause aus zu arbeiten. Ihr Büro ist dort, wo ihr Rechner ist. „Corona ist trotzdem besonders & auch heftig.“
Das größte Learning für sie ist es, „sich selbst – auch und gerade zu Hause – eine gute Freundin/Freund zu sein, also bspw. Pausen zwischen Videokonferenzen einzuplanen, sich selbst und andere auch mal zu loben & klar zu machen, was Mensch tolles Schaffen konnte.“
Monas drei ultimative Tipps für die Arbeit im Home Office und die Vernetzung mit Kollegen:
#Digitalkultur : Auch bei digitalen Verbindungen nicht zu vergessen, dass es eine Digitalkultur gibt, die gestaltet werden will um überhaupt ein produktives und schönes Erleben von Vernetzung zu ermöglichen.
#NurMut : Analog und digital unterscheiden sich oftmals weniger, als Mensch denkt: Bei Videokonferenzen ist es bspw. toll, eine kleine Anfahrtsbeschreibung zu verschicken, um auch die abzuholen, die sich noch nicht so gut im digitalen Raum auskennen und auch bei digitalen Terminen etwas Zeit zum Ankommen einplanen.
#Schmunzeln : Ich habe seit einem halben Jahr einen Hulla Hoop Reifen, der mich innerhalb kürzester Zeit körperlich fix & alle macht (positivster Nebeneffekt: ich muss konstant über mich selber lachen), wenig kostet und auch auf kleinerem Raum nutzbar ist – ein ideales Zwischendrin.
„Die besten Tools ever sind für mich Herz & Hirn – egal ob digital oder analog. Neben diesen? Mein Netzwerkkabel, da es mir eine stabile Verbindung sichert. Und dank dieser reibungslose Jitsi Treffen ermöglicht – einer tollen Open Source Anwendung für Videokonferenzen.“
Christoph Weltmann arbeitet bei Innogy und ist unter anderem für die Smart Home Community zuständig. „Wir schaffen den Spagat zw. Homeoffice und Home Schooling ganz gut.”
Christoph Tipps für effizientes Arbeiten im Home Office:
Software: Wir nutzen MS Teams und Skype – hat sich bewährt, speziell durch die Einbindung der MS Apps wie Sharepoint etc. Privat für Oma und Opa natürlich WhatsApp Video, Facetime oder für Videokonferenzen Whereby.
Hardware: Habe jetzt neben meinem Laptop auch nen 2. Bildschirm dran, besser fürs Lesen von Inhalten. Für mich das wichtigste Teil ist mein Bluetooth Kopfhörer, der Bewegungsspielraum ermöglicht.
Wichtig allgemein ist natürlich das separate Arbeitszimmer. Tür zu bedeutet bei uns: bitte nicht stören. Bis jetzt halten sich alle ganz gut daran.
Praxistipp: Blocker für Pausen in den Kalender eintragen, sonst wird das HO zur Skype/Teams-Hölle, wenn ein Call den nächsten jagt.
In den Calls unbedingt Disziplin bewahren: ausreden lassen und am besten stets mit einem kurzen „Wie geht´s Euch?“ starten.
Mavie John geht es mit der Arbeit im Home Office super. Sie ist als Product Owner Digital Customer Communication bei Vodafone tätig und arbeitet seit Jahren schon bei Bedarf im Home Office. Allerdings nicht immer durchgehend, wie es jetzt aktuell der Fall ist. „Wir haben uns organisiert und machen das Beste draus. Ich versuche die Dinge nicht zu verkomplizieren, sondern pragmatisch anzugehen.“
Das größte Learning für Mavie ist, dass „wir Menschen die Adaptation in uns tragen und es eigentlich nur darum geht wie man mit den Umständen umgeht. Hier natürlich Positiv und fokussiert auf die Chancen.“
Mavies drei Tipps für die Arbeit im Home Office und die Vernetzung mit Kollegen:
- Virtuelle kollegiale Treffen fest einplanen.
- Fokuszeiten einbauen und bewusste Pausen einlegen.
- Teamarbeit mit der Familie vereinbaren.
Ihr Iphone und ihre Airpods Pro sind die wichtigsten Hardware-Tools. Bei der Software setzt Mavie auf Teams, Mindmeister, Audible und einige Meditations Apps.
Ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und die Fähigkeit, sich und den Alltag im Homeoffice zu organisieren sind für Tom Noeding ausschlaggebend bei der Arbeit im Home Office. Tom arbeitet als Social Media Manager bei RS Components. “Der Kommunikationsbedarf im Team kann deutlich anwachsen. In der ersten Woche reihte sich bei uns z.B. ein Videocall an den nächsten, was sich aber inzwischen glücklicherweise ausbalanciert hat.“
Toms drei Tipps für die Arbeit im Home Office und die Vernetzung mit Kollegen:
1. Gleich morgens zum Gruppenchat (z.B. Microsoft Teams) anmelden, sich bei den Kollegen bemerkbar machen und gemeinsam den Arbeitstag einläuten. Das Chatfenster läuft dann den ganzen Tag im Hintergrund weiter und ersetzt so ein Stück weit den üblichen „Flurfunk“ im Büro.
2. Immer mal wieder kleine Pausen einlegen, um etwas zu trinken oder ein paar simple Dehn- und Bewegungsübungen zu praktizieren. Das gilt besonders für alle, die im Homeoffice über keinen ergonomischen Bürostuhl verfügen. Sonst drohen Rückenbeschwerden!
3. Ablenkungen und Störquellen bestmöglich vermeiden und sich auf die wesentlichen Tätigkeiten fokussieren. Wenn man kein separates Arbeitszimmer hat, um sich ungestört zurückzuziehen, kann ein geräuschunterdrückendes Headset zumindest etwas Abhilfe schaffen.
Die Lieblingstools von Tom sind sein Smartphone – aktuell das Huawei Mate 20 X – seine ultimative Allzweckwaffe. Damit behält er jederzeit die Social Media Kanäle des Unternehmens im Blick, postet Beiträge und erstellt damit auch die Videos für den YouTube Channel. „Klar mache ich auch vieles am Desktop, doch ohne mein Gadget wäre ich völlig aufgeschmissen.“
Annika Lyndgrun ist Inhaberin des Büro Lyndgrun für Strategie und Design. Im Home Office war sie auch schon zuvor mal tätig.
„Grundsätzlich klappt das prima, weil wir es vorher schon damit geübt haben. Langsam fällt meiner Mitarbeiterin aber die Decke auf dem Kopf.
Deswegen tauschen wir uns mehr über private Dinge aus als sonst und gehen mit Handy am Ohr „gemeinsam“ in der Mittagspause spazieren. Außerdem gehen wir jede Woche gemeinsam eine Design-Challenge an: Jeder versucht eine kleine Designaufgabe zu lösen und dann beurteilen wir gemeinsam was das bessere Ergebnis ist.“
Das größte Learning von Annika ist, dass wir offenbar alle doch sehr anpassungsfähig sind. „Sowohl mental als auch in unseren Strukturen.“ Sie erlebt es im Moment eher als Stärke eine kleine Firma zu haben. Denn als Inhaberin kann sie im Grunde machen, was sie will. Auch Kater Alfie schaut nun öfter vorbei. „Ich nehme ihn mit, sodass es im Büro nicht ganz so einsam ist.“