Veränderungen sind das Schlimmste, was man als Community-Manager verantworten kann

von | 5. Mrz 2018 | Community Management, Community Manager

Zuletzt geändert am 25. August 2020

Ronald Zinke, Community-Manager bei Gay.de, über Klischees, Straftatbestände, Fakechecks und die größte Schwierigkeit für Gewohnheitsuser.

Ronald, stell Dich doch bitte kurz vor:

Ronald Zinke

Ronald Zinke

Hallo ich bin Ronald, 35 Jahre jung und arbeite seit 2009 als Community und Social Media  Manager von da, wo ich gerade bin.
In der Regel ist das mein Arbeitszimmer inmitten Ostwestfalens. Aber auch ein Büro in Berlin sowie Barcelona zählen zu meinen beruflichen Aufenthaltsorten.
Im Bundesverband Community Management e.V. bin ich seit meinem ersten Community Camp Berlin dabei – das war vor… 5 Jahren?!
BTW. Ich kann es nur jedem empfehlen, das Netzwerk, die Leute und der Input sind großartig 😉

Welche Community betreust Du?

Gay.de! Eine LGBT-Dating-Community zum Chatten, Flirten und Freunde treffen 😉 Ja ok, unser Schwerpunkt liegt beim Online-Dating, also eher im Adult-Bereich, aber eine queere Community ist eben auch weit mehr. Forum, (Cam-)Chat, Magazin, aber auch ein umfangreicher Guide für Veranstaltungen, Locations und Treffpunkte (nicht nur für das nächste Date) findet man bei uns. Zudem ist Gay.de seit 3 Jahren auch international aufgestellt und unter Gays.com erreichbar.

Wie groß ist Euer Team in der Gay.de Community?

Ehrlich gesagt ganz klein. Wir sind nur 2 Mitarbeiter, die konkret für Gay.de und Gays.com verantwortlich sind. Im Hintergrund sind aber knapp 200 Menschen in unserem Unternehmen zu Hause. Vom Entwickler bis hin zum Kundensupport betreuen unsere Kollegen Gay.de, aber auch Poppen.de, Fuck.com, Fetisch.de, Kaufmich.com, Koko und Happiness.com.

Nutzt ihr eine SAAS-Lösung oder wurde Eure Community selbst programmiert?

Der Grundbaustein des Datingframeworks – wie es bei uns heißt – ist selbst entwickelt, wird aber durch verschiedene Lösungen ergänzt. Die meisten Produkte aus dem Haus Ideawise Ltd. sind in diesem Framework angesiedelt und werden durch eigenständige Features und SAAS-Lösungen individuell ergänzt. Invision ist zum Beispiel einer unserer genutzten Outsorces.

Was war die bisher größte Herausforderung in Deinem Job?

Puh… Ich glaube die Umstellung von dem alten Gay.de Design zum aktuellen Datignframework. Dies geschah vor 3 1/2 Jahren und war eine der größten Veränderungen in der 10 Jährigen Community Geschichte.

Ihr kennt das ja, Veränderungen sind das Schlimmste, was man als CM verantworten kann. Die Veränderung ist schrecklich und grundsätzlich erst einmal grauenvoll für die User.

Selbst wenn im Vorfeld informiert, erklärt und Hilfestellungen bei neuen Features gestellt werden, für den „Gewohnheits-User“ ist alles schlecht. Und ein „Danke alles ist viel Besser als vorher“ selten.

Fakechecks, Sicherheitsvorkehrungen und den Umgang mit Jugendschutzgesetzen zum Schutz der Community

Welches Erlebnis aus einer Deiner Communities ist Dir am stärksten in Erinnerung geblieben? Was war Dein einprägsamstes Erlebnis in deiner Community-Manager Laufbahn?

Klingt jetzt nach Klischee, aber hey – Schwule und Klischees gehören doch eh zusammen…

Vor ca. vier Jahren hat sich ein User bei uns bedankt, dass er seinen Partner fürs Leben gefunden hat. Die beiden leben mittlerweile zusammen, sind verheiratet und schicken jedes Jahr eine Weihnachtskarte.
Ja wirklich kein Scherz, das ist wahr. 😉

Ein weiteres Erlebnis ist da schon eher etwas erschreckender. Grundsätzlich wird bei uns jede gesetzwidrige Handlung zur Anzeige gebracht. Gerade im Bereich Adult Content kann es vorkommen, dass einige sexuellen Vorlieben nicht gestattet sind. So haben wir vor ca. sechs Jahren einen Herren angezeigt, der Links und Aufforderungen zu eindeutigen strafbaren Inhalten über unsere Plattform geteilt hat. Wie sich herausstellte haben wir so einen Kinderpornoring in NRW aufgedeckt bei dem insgesamt 8 Tatverdächtige verhaften wurden.
Ein Erfolg, an den man sich gerne erinnert.

Mittlerweile haben wir Sicherheitsvorkehrungen getroffen und bieten solchen Personen keine Gelegenheit ihre Vorlieben auszuleben. Im letzten Kalenderjahr musste ich nicht eine Anzeige erstatten.

Was sind die Besonderheiten bei Gay.de?

Ronald ZinkeDie größte Besonderheit ist, dass wir Fakes keinen Platz bieten. Gerade beim Online-Dating ist schnell ein Netzpic geladen, welches dann zur eigenen Identität wird. Bei uns sind derartige Bilder nicht gestattet und zudem kann jeder User kostenlos einen Fakecheck ablegen. Ist dieser erfolgreich, wird dies im Profil dargestellt und alle anderen Mitglieder wissen, dass der Chatpartner kein Fake ist.

Zudem ist das komplett kostenlose Angebot unserer Dating-Community immer und überall erreichbar. Der User kann sich egal wo einloggen und direkt sehen, wer in seiner „Nachbarschaft“ online ist und seinen Weg zum Date verfolgen.

Besonders ist auch, dass wir eben nicht nur eine Online-Dating-App von vielen sind. Bei Gay.de ist man unter sich. Man hat ein soziales Netzwerk und kann sich vom Coming-Out bis hin zum Schwulsein im Alter über alles informieren, sich austauschen und Freunde für den Rest des Lebens finden.

Was sind die größten Herausforderungen in Deinem Job und speziell in Deiner Branche?

Ganz einfach: Wie platziere ich ein Produkt aus dem Bereich Adult Content im Netz ohne das Jugendschutzgesetz und die Facebook Community Standards zu verletzen 😉

Gerade bei internationaler Werbung ist ein Mann in Badehose schon mal zu freizügig, aber wir alle wissen: Sex sells.

Was gefällt Dir an Deinem Job am besten?

Die Abwechslung. Es ist immer wieder eine andere Herausforderung, die es zu meistern gilt.

Sinkende Qualität und fehlende Anerkennung als Herausforderungen der Community-Branche

Wie denkst Du, dass die Branche sich in den nächsten Jahren entwickeln wird? Was sind die größten Chancen und Herausforderungen?

Im Bereich Community Management denke ich, dass es immer mehr kostenlose Angebote geben muss. Der Markt ist riesig und der Endverbraucher nicht mehr bereit für jedes Extra zu zahlen.

Kostenpflichtige Zusatzfunktionen sind ein Markt, aber grundsätzlich muss ein Angebot schnell, unkompliziert und gratis verfügbar sein.

Aber: Die Beschwerde-(Hemm-)Schwelle sinkt. Auch wenn ein Angebot nichts kostet, so hat der User seinen Anspruch, den er gerne versucht geltend zu machen. Es wird sich eben gern beschwert 😉

Im Bereich Social Media werden Informationen zunehmen. Jeder kann alles und überall in Erfahrung bringen. Und leider machen sich bisher nur wenige über die Echtheit einer Nachricht Gedanken.

Es ist eben leichter und schneller geteilt, als nachgelesen.

Leider habe ich die Vermutung das die Qualität in den Sozialen Netzwerken abnehmen wird…

Was fehlt der Branche?

Die Anerkennung. Für viele sitzen wir einfach den ganzen Tag bei Facebook.
Was aber dahinter steckt und warum, das wissen wir. Das Berufsfeld Community Manager und Social Media Manager ist aber weit unterschätzt.

Kontakt zu Ronald: Xing

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