Was ist eine Community?

von | 22. Feb 2021 | Community Aufbau, Community Management

Zuletzt geändert am 17. September 2023

Eine Community ist

eine Gruppe von Menschen mit den gleichen starken gemeinsamen Interessen, Werten und Erfahrungen, die sich regelmäßig on- oder offline treffen, die Erfahrungen austauschen und Aktivitäten unternehmen, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Dieses Ziel basiert auf einem zugrunde liegenden Zweck, der die Mitglieder zusammenbringt und motiviert. 

in Anlehnung an Richard Millington: “A few working definitions”

Definition: Was ist eine Community

Für den Begriff „Community“ gibt es viele unterschiedliche Definitionen. (Mehr dazu auch im Artikel “We’re All Using Different Definitions Of Community, Here Are The Differences” von Richard Millington). Es gibt nicht die eine universale Definition. Aber es gibt Faktoren, die allen Definitionen gemein sind und es gibt Begriffe, die oft mit dem Begriff „Community“ gleichgesetzt werden.

  • Ein Publikum ist keine Community
  • Ein Netzwerk ist keine Community
  • Die technische Plattform ist keine Community 

Das Wort Community begegnet einem heutzutage überall. Eine Community hier, eine Community da. Jeder interagiert mit seiner Community. Doch ein Publikum ist noch keine Community. 

Viele Fans, eine große Reichweite, ein Dialog mit den Nutzern machen noch keine Community.

Eine Community entsteht dann, wenn sich auch die Nutzer untereinander austauschen, wenn Beziehungen aufgebaut werden. Wenn von einer Community die Rede ist, ist eigentlich das Community-Gefühl gemeint, das die Einzelnen empfinden. Das ist es, was eine Community ausmacht. Es ist das psychologische Gefühl, Teil von etwas Einzigartigem (und Besonderem) zu sein.

Eine Community braucht stetige Aufmerksamkeit und Weiterentwicklung. Die Mitglieder in einer Community wechseln auch mal, aber nicht in dem Ausmaß, wie es die Personen in einem Publikum tun. 

Nehmen wir als Beispiel ein Konzert. Die Band hat viele Fans, diese kommen alle zum Konzert und feiern die Musik(er). Eine wirkliche Community sind aber nur die Hardcore-Fans. Die Fans, die sich untereinander austauschen, die nicht nur mit der Band, sondern auch miteinander interagieren. Die Fans, die Aktionen planen und die Diskussionen auf Plattformen am Leben halten. 

In einer Community geht es um den Aufbau von Beziehungen. Um die Interaktion zwischen Organisation und Nutzer:in und den Nutzer:innen untereinander. Anders als bei einem Publikum. 

Nicht jedes Publikum ist eine Community. Aber aus Teilen des Publikums kann sich eine Community entwickeln. 

Wie so etwas praktisch ausschaut, habe ich am eigenen Beispiel hier aufgeschrieben: Mit den Toten Hosen um die Welt

Ein Publikum ist keine Community

Bei einem Publikum geht es in erster Linie um die Beziehung von einer Person oder Organisation zu vielen, schreibt David Spinx in seinem Artikel “The Difference between an Audience and a community“.

Das Publikum hat einen Fixpunkt: eine Marke, ein Unternehmen oder eine Person. Es stirbt und fällt mit diesem einen Fokus. Alle richten die Aufmerksamkeit gemeinschaftlich auf diesen einen Fixpunkt, hören und sehen zu. Aber es existiert meist kein Gemeinschaftsgefühl, keine gemeinsame Identität mit allen anderen Personen aus dem Publikum. Das Publikum konsumiert die Inhalte unabhängig voneinander. Fällt der Fixpunkt weg, dann ist auch das Publikum weg.

Das Interesse des Publikums ist flüchtig und muss immer wieder neu aktiviert werden. Der Fixpunkt versendet konstant Botschaften und wirbt, um im Gedächtnis zu bleiben. Beim Aufbau eines Publikums geht es um den Aufbau von Reichweite, um die Vergrößerung der Publikumszahl. Die Ansprache des Publikums ist unpersönlich.

An einer Community nehmen Nutzer:innen aktiv teil, sie suchen von sich aus den Weg in die Community, anstatt dass ihnen die Inhalte passiv zugespült werden. Die Mitglieder sind intrinsisch motiviert, ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Die Community fokussiert nicht auf die Masse eines Publikums, sondern auf den Einzelnen. Das Individuum steht im Vordergrund. Dies zeigt sich in einer persönlichen Ansprache und einer Förderung der Beiträge der einzelnen Mitglieder. Die Nutzer:innen nehmen nicht nur teil, sondern bringen sich aktiv mit ein.

Chris Brogan erklärt in seinem Artikel „Audience or Community“ den Unterschied so: „Der Unterschied zwischen einem Publikum und einer Community ist, in welche Richtung die Stühle zeigen“. 

Ein Netzwerk ist keine Community

Ein Netzwerk ist ein loser, aber dynamischer Zusammenschluss an Personen. Ein Netzwerk gibt den Teilnehmenden (technische) Zugänge zu Wissen, Kontakten und Gleichgesinnten. In einem Netzwerk finden Personen Hilfe und Unterstützung von Personen, die an den gleichen Themen Interesse haben. Dies bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass an dem Thema gemeinschaftlich gearbeitet wird oder das die enge Verbundenheit wie in einer Community gegeben ist.

Harald Schirmer spricht von einem Netzwerk, wenn eine größere Zahl an Menschen an einem Ziel oder einer Vision interessiert sind: Komplexe Aufgaben im Netzwerk lösen – Grundlagen 

Community Management für ein Publikum oder in einem Netzwerk

Auch in einem Publikum oder einem Netzwerk können Elemente des Community Managements genutzt werden. Ein Dialog auf Augenhöhe und eine gute Moderation steigern die Interaktion mit den Nutzer:innen. Egal ob es sich um eine Community, ein Publikum oder ein Netzwerk handelt. Gutes Community Management ist nie fehl am Platz. 

Eine technische Plattform ist keine Community

Oftmals wird auch die technische Plattform als Community bezeichnet. Doch eine Plattform ist nur eben dies. Sie bietet einen Ort, an dem sich die Community zusammenfinden kann. Dies kann eine technische Plattform sein. Muss aber nicht.

Wenn von technischen Plattformen und Communities die Rede ist, denken viel gleich an Foren. Aufgrund ihrer Struktur und alten Anmutungen werden Foren oft belächelt. Aber meist bilden sie das Herzstück einer Community. Foren sind der Ort, an dem sich die Mitglieder austauschen und Beziehungen miteinander aufbauen.

Ein Forum ist ein Teil einer Community. Doch heutige Community-Softwarelösungen bieten zusätzlich zu den Foren viele Funktionen und Tools zur Interaktion.

Eine Community ist kein ….

  • …. Marketing- oder Saleskanal
  • …. ist nicht die Kommentarspalte
  • …. ist nicht das eine Event
  • …. sind nicht die Follower 
  • … eignet sich nicht zur Erreichung kurzfristiger Ziele 

Communities entwickeln eine gemeinsame Vision und Kultur 

In früheren Zeiten haben sich Communities oft über einen lokalen Ort definiert. Doch das Internet ermöglicht das Entstehen von Communities unabhängig vom aktuellen Ort.

In einer Community geht es nicht darum, eine möglichst große Anzahl an Mitgliedern zu erreichen. Es geht um die Entwicklung einer gemeinsamen Kultur, um die Realisierung einer Vision. Diese gemeinsame Vision und Kultur bestehen auch weiter, wenn der Fixpunkt zum Beispiel eine Marke wegfällt. Eine Community bietet Mehrwerte für beide Seiten, für die Organisation und auch für jedes einzelne Mitglied, die Teil eines größeren Ganzen sind. Die Community stiftet Identität für die Mitglieder.

Eine Community hat …

  • … eine gemeinsame Identität
  • … ein Community-Gefühl
  • … ein starkes gemeinsames Interesse
  • … ein Gefühl der Zugehörigkeit
  • … ein gemeinsames Ziel 
  • … eine Verbundenheit
  • … Interaktion und Austausch der Mitglieder miteinander
  • … eine gemeinsame Kultur & Werte 

In einer Community geht es darum, die Menschen nicht nur zu Kunden oder Fans zu machen, sondern zu Beteiligten. Die größte Kraft der Community liegt darin, andere zu befähigen, an eigenen Ideen und Vision zu arbeiten und gemeinsam ein Ziel zu erreichen, dass eine Einzelperson oder ein Unternehmen alleine, so nie erreichen könnte.

Communities ermöglichen Organisationen …

  • …. den Aufbau einer stärken Kundenbindung.
  • …. neue Ideen für Produkte und Dienstleistungen
  • …. Innovationen und Weiterentwicklungen
  • …. Loyalität der Mitglieder
  • …. Kunden, die zu Botschaftern werden

All das zahlt auf die Ziele des Unternehmens ein. (Mehr dazu im Artikel “Die Vorteile und der Wert einer Online-Community“.)

Ein Publikum kann sich die Organisation kaufen, in Form von Werbeanzeigen oder Konzerttickets. Eine Community muss sich die Organisation verdienen. Sie kann sie sich nicht kaufen. Sie entwickelt sie gemeinsam mit den Mitgliedern. (Mehr dazu im Artikel von Stephanie Baiocchi: Audience vs. Community: “What’s the difference for your brand“).

Das Publikum interessiert sich für die Inhalte und hört zu. Die Community geht einen Schritt weiter. Die Mitglieder der Community interagieren miteinander und mit diesen Inhalten.

Ein Publikum will unterhalten werden. Wenn die Community die kritische Masse erreicht hat, unterhält sie sich selbst miteinander, engagiert sich und entwickelt sich weiter.

Eine Community verleiht einer gesichtslosen Marke durch die Mitglieder Persönlichkeit.

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